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Schulgeschichte

Die nachfolgenden Informationen sind vollständig dem Buch "Die Geschichte der Gundorfer Kirche und ihrer Gemeinde" von Dr. Diether Scholz (2004), einem engagierten Gundorfer Bürger und verdientem Mitglied der Gundorfer Kirchgemeinde entnommen. Ihm und seiner unermüdlichen Archivarbeit ist es zu verdanken, dass die Gundorfer Schulgeschichte in dieser Form wohl einzigartig lückenlos dokumentiert sowie in Zahlen, Fakten und kleinen Anekdoten unseren Kindern erhalten geblieben ist. VIELEN DANK!

Vor der Reformation gab es in Gundorf und Umgebung keine Schule. Der katholische Pfarrer hatte einen Gehilfen, den Custos. Viele seiner Aufgaben, wie das mehrmalige Läuten am Tag, Handreichungen bei den Messen und den sonstigen kirchlichen Handlungen, fielen durch die Reformation weg. Deswegen erhielt der Custos / Küster nunmehr die Aufgabe, den Pfarrer bei der Unterweisung der Knaben und Mädchen im Katechismus zu unterstützen. Die Unterweisung der Kinder im christlichen Glauben spielte damals eine große Rolle. Die Lehrtätigkeit bestand im Vorsagen, Erklären und Nachsprechenlassen. Später wurden die Kinder im Lesen unterrichtet, damit sie selbst den Katechismus lesen konnten. Darüber gibt der Visitationsbericht von 1545 Auskunft.

Das älteste Schulhaus war das sogenannte „Kirchhaus", die Wohnung der Küster. In diesem Haus wurde ein Raum für die Unterweisung der Kinder eingerichtet. Bei der Visitation 1599 lautet ein Artikel des Berichtes: „Darauf ein jeder zu befragen, was neben dem Schuldienst sein Handwerk und Nahrung sei." Aus ihm ist zu entnehmen, dass der Schuldienst nicht zum Handwerk zählte.

Die Bezahlung der Küster und Lehrer erfolgte in dieser Zeit mit Naturalien. Im Winter mussten die Kinder zum Beispiel Holz und Stroh mitbringen, damit der Raum geheizt werden konnte.

Als erster Küster, der die Gundorfer Kinder unterwies, wird im Jahr 1599 Bartholomäus Heinrich genannt. Über ihn wird auch berichtet, dass er eine Rüge erhielt, weil er sein Handwerk, das Bierschenken, vor seine Aufgaben als Custos stellte.

1600

Jakob Karl wurde sein Nachfolger im Schulmeisterdienst. Die Befähigung und Fertigkeit des Orgelspielens war für die Eingepfarrten in Gundorf keine Bedingung für seine Anstellung als Schuldiener. Da Karl nicht Orgel spielen konnte, wurde die Orgel in der Zeit vom Theologiestudenten Samuel Knorr bedient. Jakob Karl war mindestens bis 1633 in Gundorf tätig. Das Kirchenbuch schreibt weiterhin von Jakob Karl, dass er den Kunstmaler Peter Nefe aus Halle in seinem Haus aufgenommen hat. Nefe hat in der Kirche u. a. den Predigtstuhl, die Kanzel und das „Abendmahl" am Altar renoviert. Nefe starb am 9. Februar 1627 im Küsterhaus. Die Gemeinde Gundorf wollte ihn nicht begraben, da man befürchtete, dass er an der Pest gestorben war. Schulmeister Karl übernahm die Unkosten der Beerdigung und so wurde er in der Gemeinde Burghausen beerdigt.

Nachfolger von Karl war Johann Ackermann, der nach den Eintragungen im Kirchbuch jedoch nur kurze Zeit in Gundorf tätig war.

Erhart Mortagh, der in Burghausen ein Haus hatte, war nach einem Eintrag im Kirchbuch von 1650 an als Schulmeister in Gundorf tätig.

Johann Wietzig war von 1654 bis 1663 Schulmeister in Gundorf. Er ist im Jahr 1615 geboren und verstarb am 30. Mai 1663. Sein Dienstbeginn als Schulmeister wurde durch das im dreißigjährigen Krieg beschädigte Schulhaus erschwert.

Sein Nachfolger, Martinus Seidel, war in der Zeit von 1663 bis 1673 Schulmeister. Er wird folgendermaßen charakterisiert: „eine feine, helle Stimme und eine vielfertige Handt zu schreiben, dazu im Rechnen soviel gelernt, als es in einer Dorfschule zu lehren von nöten, die Kinder zu informieren gewohnt und geschickt ist."

Anschließend wurde der ehemals in Wallendorf tätige Lehrer Christof Wagner Schulmeister, der jedoch von den Gundorfer und Burghausener Bauern abgelehnt wurde. Wagner blieb nicht lange in Gundorf, Pfarrer Gottfried Jacobi meldete am 29. November 1674 die Vakanz der Stelle des Schulmeisters.

Johann Grosse war von 1674 bis 1704 Schulmeister in Gundorf. In dieser Zeit schreibt Pfarrer Gottfried Jacobi zu dem Inventar der Schule: „Die Wittenbergische Teutsche Bibel in Folio, in zwey Bände, ediret 1577, so Anno 1633 in die Kirche legiret worden, ist in die Schule gegeben, von den Schülern täglich darauss zu lesen".

1700

Von 1704 bis 1731 war Friedrich Wilhelm Spillner Gundorfer Schulmeister. In dieser Zeit entwickelten sich die sogenannten „Winkelschulen", obwohl die Kirchenordnung die Einrichtung von Winkelschulen verbot. Der Name „Winkelschule" resultiert daraus, dass sie kein eigens für diesen Zweck errichtetes Schulgebäude waren, sondern dass sie sich im Nebenraum (Winkel) befanden. Die Lehrer einer Winkelschule hatten entweder eine geringere oder aber keine Ausbildung. Keinem der eingepfarrten Orte stand es frei, eine Winkelschule ohne „Vorbewußt und Conzession" der Superioren einzuführen.

Aus Böhlitz und Ehrenberg blieben 22 Kinder der ordentlichen Schule in Gundorf fern. Dort hatte sich im Jahr 1720 Peter Brehme, der vorher die Bauernkinder aus Papitz unterrichtete, als „Winkelschulmeister" niedergelassen. Die Eingepfarrten von Böhlitz und Ehrenberg hatten ohne Wissen des Pfarrers den Lehrer gewählt.

In Burghausen wählten sich einige Nachbarn den abgedankten Soldaten Peter Lange zum Winkelschulmeister, der der Überlieferung nach ein „liederlicher Mensch" war. Unter solchen Bedingungen wurde das Einkommen des Schulmeisters Spillner geschmälert. Die Schulkinder gehorchten ihm nicht mehr und durch den ganzen Ärger soll er immer mehr dem Branntwein verfallen sein. Spillners „Leidenschaft" wurde ihm zum Verhängnis, als er die neue Orgel, die Scheibe-Orgel, vorstellen musste. Die Vorstellung der Orgel war gleichzeitig sein Examen, zu dem der fürstlich sächsische Hoforganist Georg Friedrich Kaufmann kam. Dessen Bericht war kritisch und Spillner wurde aufgetragen, dem Branntwein zu entsagen.

Zeitweilig unterrichtete Andreas Bernstein aus Burghausen die Schulkinder in Gundorf.

Vom Stiftskonsistorium wurde als neuer Schulmeister Johann Heinrich Sturm (1731-1773) vorgeschlagen und mit Zustimmung der Gemeinde eingestellt. Zugleich gelobten die Eingepfarrten, die Winkelschulen in Böhlitz, Ehrenberg und Burghausen abzuschaffen.

Die Schulwohnung war ganz und gar baufällig. Die Rechnungen von 1668-1670 über den Schulbau lassen erkennen, dass er mit primitivsten Mitteln erfolgte. Am 4. Dezember 1734 wurde beschlossen, eine neue Schule zu errichten, die 1738 fertig gestellt wurde. In seinen letzten vier Amtsjahren hatte Sturm einen Schulgehilfen (Schulsubstitut), Herrn Gottlieb Mittenzwey, zur Seite. Heinrich Sturm starb am 3. Juli 1773.

Die Anstellung von Schulsubstituten, wie sie Ende des 18 Jahrhunderts eingeführt wurden, ist als Fortschritt in der Lehrerausbildung zu bezeichnen. Der Schulsubstitut erlernte die Praxis des Unterrichts bei einem erfahrenen Schullehrer. Als Entlohnung wurden dem Schulsubstitut außer freier Wohnung Kost, Licht und „Geheize" rund 30 Reichstaler monatlich gezahlt.

Heinrich Gottlieb Mittenzwey (1773 - 1789) hat insgesamt 26 Jahre in der Schule unterrichtet. Es ist überliefert, dass die Gemeinde 60 Jahre lang nacheinander gute Schulmeister gehabt hat, durch deren „fortwirkende Grundlegung des Guten" die Jugend verbessert wurde. Darüber hinaus wird berichtet, dass die hiesige Schule als beste in der ganzen Gegend anerkannt war.

Durch den frühen Tod von Heinrich Gottlieb Mittenzwey wurde die Stelle des Schulmeisters wieder vakant. Zur Wiederbesetzung bewarben sich Johann Gottlieb Radlof, Johann Gottlieb Friedrich und Carl Gottlob Birkner. Die Auswahl wurde mittels eines Examens vor dem Stiftskonsistorium getroffen. Die Wahl fiel auf Johann Gottlieb Radlof (1789 - 1810).

Von Zeit zu Zeit wurden Schulvisitationen durchgeführt, wie diese von Dr. Martin Luther eingerichtet worden waren. In einem Bericht über das Visitationsexamen des Schuldieners Radlof durch Sup. Baumgarten-Crusius vom 3. Juni 1799 heißt es: „Unter Äußerung meiner Unzufriedenheit mit den Kenntnissen der Schuljugend ward sowohl die Kirchfahrt zum Anhalten der Kinder zur Schule, als auch der Schulmeister zum Streben ermahnt, den Kindern nicht bloß Worte, sondern Begriffe beizubringen."

1800

Die Knaben zogen der Schulbank den Lerchenfang vor, der damals hier handwerklich betrieben wurde - mit Hilfe der Kinder. Die Auenfelder zwischen Bienitz und Kanitzsch führten reiche Beute. Am Lohnendsten war der Lerchenfang nach der Ernte. Das Kreisamt hatte in der Nachzeit strenge Kontrollen der Schulversäumnisse anordnen müssen: „Gänsehüten und Erntearbeiten trotz der erst beendeten Ernteferien seien unzulängliche Entschuldigungsursachen."

Nachdem die Probe von Johann Gottlob Pinkert (1810 - 1839) zufriedenstellend ausgefallen war, wurde er als Nachfolger von Radlof eingestellt. Pinkert wurde am 4. Juli 1810 als letzter Inhaber der Schulstelle von Gundorf in Merseburg vereidigt. Im Hohen Konsistorium zu Merseburg hatten die zum Kirchen- und Schulamt verordneten Diener den Religionseid abzulegen und die Konkordienformel zusammen mit der Kirchenordnung zu unterschreiben. Um die bei seinem Vorgänger festgestellten Mängel abzustellen, hat Pinkert im Sommerhalbjahr den gesamten Unterricht auf den Vormittag gelegt. Mittwochs und Sonnabends waren nur 4 Stunden Unterricht.

Es ist überliefert, dass durch das Kriegsjahr 1813 im Schulbetrieb „mancherlei Beschwerlichkeiten" entstanden. Eine Schrift von Dr. Leberecht Schulze über den Zustand der sächsischen Volksschule führte dazu, dass in Sachsen dem Volksschulwesen erhöhte Aufmerksamkeit gewidmet wurde. In dessen Folge trat 1835 das Schulgesetz in Kraft. Danach erfolgte ein erster Aufschwung des Schulwesens.

Über Lehrer Pinkert wird berichtet, dass er sehr krank wurde, so dass sein Schwiegersohn Friedrich Wilhelm Rössler als Substitut bei ihm angestellt wurde. Durch das Königliche Sächsische Kultusministerium wurde ihm die Nachfolge zugesichert.

Während der Amtszeit von Friedrich Wilhelm Rössler (1839 - 1864) wurde ein neues Schulhaus gebaut und am 3. November 1841 eingeweiht. Pfarrer Johann Gottfried Gellert schloß seine Abschiedsrede von dem alten auf dem Kirchhof erbauten Schulhaus mit den Worten: „Dieses wird verfallen und in dem Boden, auf welchem die Jugend und das Leben geblüht haben, werden künftig die Toten ruhen. Doch das bisherige Werk in demselben und der Segen durch dasselbe wird Gottes Gnade und unter seinem Schutze fortdauern".

Auf Anregung des Superintendenten Großmann hatte sich Rössler mit mehreren Schullehrern in der Nähe Leipzigs mit einer neuen Schreibmethode befasst. Im Jahr 1832 wurde die Stahlfeder erfunden. Herr Örtel gab in der alten Bürgerschule in Leipzig Schreibstunden in der deutschen und englischen Schrift. Nach Urteil des Pfarrers Gellert hat Rössler „mit glücklichstem Erfolg" die neue Schreibart eingeführt. Die Kinder schrieben besser und gleichförmiger als vorher. Die Gänsefeder wurde abgeschafft.

Bei Lehrer Rössler stellte sich nach etwa 15 Amtsjahren ein langwieriges Nervenleiden ein. Im Jahr 1857 wurde ihm der Schulamtskandidat Wilhelm Ernst Hentschel zur Unterstützung zugewiesen.

Nachfolger Rösslers wurde Karl Friedrich Fischer (1865 - 1880). Im Jahr 1869 war die Anzahl der Schulkinder auf 170 gestiegen. Seit 1874 wurde eine zweite Lehrkraft angestellt. Auf Veranlassung Fischers und nach dem Vorbild anderer Gemeinden wurde die hiesige zweiklassige in eine dreiklassige Schule umgewandelt. Es wurde eine Trennung der 6- bis 10-jährigen Kinder vorgenommen.

1876 schied Böhlitz-Ehrenberg aus dem Gundorfer Schulbezirk aus. Am 15. Oktober 1877 wurde das neue Schulgebäude in Böhlitz-Ehrenberg eingeweiht. Trotz dieser Trennung besuchten noch 115 Schulkinder die Gundorfer Schule.

Während der Amtszeit von Karl Hermann Platz als Gundorfer Schulmeister (1880 - 1897), geb. 14.2.1848, gest. 14.3.1897, wurde der Bau eines Klassengebäudes mit zwei Klassenzimmern, einem Lehrmittelraum und einer Bibliothek ausgeführt. Am 18. April 1887 wurde der erste Spatenstich getan, am 4. Mai 1887 erfolgte die Weihe des Grundsteines. Nach den Michaelisferien 1887 konnte das neue Gundorfer Schulgebäude bezogen werden.

Nach den Überlieferungen hatte die Gundorfer Schule bereits damals einen guten Ruf. Während einer Landesreise im Oktober 1893 wohnte der Kultusminister von Seydewitz, in Begleitung von Geheimrat Kockel, dem Unterricht der hiesigen Schule bei.

Als erster Hilfslehrer wurde 1887 Alfred Hermsdorf der Gundorfer Kirche durch das Kultusministerium zugewiesen. Es ist überliefert, dass Karl Hermann Platz auch als Kantor in Gundorf und Burghausen sehr beliebt war. Er ist am 17. März 1897 mit großer Anteilnahme auf dem Gundorfer Friedhof begraben worden.

Sein Sohn Hermann Otto Platz (1897 - 1936), geb. 14.5.1871, gest. 22.6.1946, war wie sein Vater sowohl als Lehrer als auch als Kantor tätig.

Das 1841 eingeweihte Schulhaus wurde von Anfang des neuen Jahrhunderts an als Wohnung für die Kantoren genutzt.

1900

Am 1. Januar 1908 schied der Gutsbezirk Barneck aus der Gundorfer Schulgemeinde aus, so dass die Barnecker Schuljugend nicht mehr wie zuvor 30 Jahre lang durch den Schulort Böhlitz-Ehrenberg nach Gundorf zur Schule gehen musste.

Ab 1909 gingen die Schulkinder bereits 8 Jahre in die Schule. Im Februar 1913 wurde Hermann Otto Platz vom Königlichen Ministerium für Kultur und öffentlichen Unterricht für „langjähriges treues und ersprießliches Wirken im Beruf" der Titel „Kantor" verliehen. 1914 begann der erste Weltkrieg.

Mittlerweile war die Schülerzahl in der Gundorfer Schule auf 204 angewachsen. Mit Inkrafttreten des Übergangsschulgesetzes 1922 wurde eine dritte Lehrkraft eingestellt und das notwendige dritte Klassenzimmer im oberen Saal des Gasthofes „Alt Heidelberg" in Burghausen eingerichtet.

Durch die Aufhebung der Ämtergemeinschaft zwischen Kirche und Schule mit dem Trennungsgesetz in Sachsen vom 1. Juni 1921 wurden die Kirchschullehrerstellen, die Kirchen- und Schuldienst in einem Amt vereinigten, aufgehoben - in Gundorf nach 322 Jahren. Das Gesetz von 1921 bewirkte in Gundorf eine langwierige Auseinandersetzung über das Kirchschullehnvermögen, die erst im Jahr 1930 beendet wurde.

Für viele Kantoren bedeutete dies, dass sie nunmehr zwei Arbeitsstellen hatten. Das Kirchengesetz von 3. April 1922 über „die den Volksschullehrern für die nebenamtliche Versorgung des kirchenmusikalischen Dienst zu gewährende Vergütung" regelte ihren Verdienst.

1999 hat die Grundschule Gundorf ihr 400-jähriges Jubiläum gefeiert.